Montag, 12. Mai 2014

Seeding: Die beste Zeit des Jahres

Gute Bezahlung, viele Arbeitsstunden und doch wenig zu tun... Das Arbeitsparadies

Aber bis es soweit ist, muss erstmal alles vorbereitet werden, und das ist ne ganz schöne Drecksarbeit!
Ihr wollt nen Beweis?
Hier ein Arbeitsshirt von mir, das ich neu gekauft und dann nur einen Tag benutzt habe...



Und das war vorher strahlend neon-orange...

Während sich Johannes also auf dem Spreader vergnügt und Dünger verteilt, muss ich tatsächlich arbeiten


Hauptsächlich geht es darum, die seeder-bars , also die Anhänger, die eine kleine Furche in die Erde graben und in diese Saatgut und Dünger geben, zu säubern, zu ölen und alle Muttern zu überprüfen und nachzuziehen.





So sehen die beiden zusammen geklappt aus

Und aufgeklappt

Das tolle an der Arbeit :
90% der Zeit ist man innerhalb bzw unter der Bar beschäftigt. Dort kann man natürlich nicht stehen, sondern entweder man watschelt in der Hocke herum, was auf Dauer auf die Knie geht, oder aber man legt sich auf den Boden und kriecht rum; allerdings erreicht man so auch nicht alle grease-nipple, wo man das Schmierfett rein pumpt, oder Muttern.
Was außerdem zu schaffen macht, ist die dauerhafte Sonnenbestrahlung. Schutz und viel trinken ist also Pflicht!

Nach mehr als einer Woche ist zum Glück alles erledigt und die Geräte sind einsatzbereit für das seeding


Bis es los geht, sind es aber noch ein paar Wochen, denn wir müssen auf den ersten Regen warten.

In der Zwischenzeit habe ich auch mal die Gelegenheit zu spreaden, also Dünger zu verteilen, um mich mit dem GPS vertraut zu machen. Außerdem transportieren wir Heuballen wie in einem früheren Post beschrieben und erledigen sonst noch ein paar kleinere Aufgaben


Am 26.4 ist es dann endlich so weit.... Regen

Einen Tag danach bekommen wir eine Einführung, diesen Traktor zu bedienen



Sieht auf den ersten Blick komplizierter aus als es eigentlich ist. Nach kurzer Eingewöhnung weiß man, welcher Hebel wofür ist





Und paar Tage später starten wir mit 12 Stunden Schichten, ich also immer von 12 mittags bis Mitternacht und Johannes die Nacht Schicht.
Hört sich brutal an und ich sitze auch viel im Traktor



Aaaaber, und jetzt kommt das große Aber , ich muss so gut wie nichts machen!

Wenn ich auf ein neues Feld komme, muss ich nur den Umriss abfahren und ab dann sind's einfach gerade Linien innerhalb des Umrisses.
Und dann , jetzt kommt das Geniale, muss ich nur noch den Traktor ungefähr ausrichten, den Pflug hinter mir mittels nem Hebel auf die richtige Tiefe herablassen und dann kann ich diesen kleinen Helfer einschalten


Lang lebe die Technik!
Dieses kleine Gerät (EZ-Steer) übernimmt dann das Steuer und hält den Traktor auf einer ziemlich perfekt geraden Linie, geleitet von GPS Satelliten.




Für mich heißt es dann zurück lehnen, entspannen, und die Aussicht genießen






Oder eben sonst irgendwie beschäftigen.... Mit Handy, Tablet, Buch oder einfach Musik hören
Eine Strecke kann schon mal gut und gerne 20 Minuten dauern, ich hab also genug Zeit bis ich den Pflug anheben, den Traktor drehen, neu ausrichten und den Pflug wieder senken muss.

Alle 2 Stunden muss ich den Traktor dann doch mal verlassen und einen rundum check durchführen, dass alles einwandfrei funktioniert und keine der Leitungen, die das Saatgut transportieren, ein Loch oder Riss hat.

2-3 mal am Tag ist auch das Silo, das ich hinter mir her ziehe, leer. Das muss ich dann natürlich wieder auffüllen.
Dazu stellt Trevor diesen Volvo in die Nähe vom Feld, in dem ich momentan arbeite

Ich muss nur aufbauen, dh. den Truck in die richtige Position fahren, kippen und die Förderanlage von dem Silo aufbauen, dann nur noch ein paar Hebel umlegen und warten, bis das Silo wieder gefüllt ist






Das ganze muss ich natürlich mit sowohl Dünger als auch Saatgut machen
Apropos...Was pflanzen wir überhaupt?
Anfangs ein bisschen Raps und Lupine, hauptsächlich aber Gerste und vor allem Weizen... In verschiedenen Varianten

Während wir rund um die Uhr auf dem Traktor sitzen, übernimmt Rhys eine andere wichtige Aufgabe : Das sprühen von Chemikalien.
Bevor wir auf ein neues Feld können, muss er zuvor mit diesem Ding drüber gehuscht sein



Er tötet damit die Gräser ab, die sonst den Agrarpflanzen die Mineralien und Nährstoffe klauen.
Mit Parasiten haben die Pflanzen auch zu kämpfen, aber auch da soll es die Chemie-Keule richten ;entweder durch Rhys mit seinem Sprayer oder wie bei der Gerste, wo das Saatgut direkt einen blauen Pestizid-Mantel bekommt




Ne andere wichtige Aufgabe ist das abbrennen von Stoppeln, denn die können sich vor dem Pflug sammeln und ihn blockieren, weswegen Trevor das selbst in die Hand nimmt.
Normalerweise macht er das relativ zeitig, dass wir uns nicht in die Quere kommen; es passiert aber auch mal, dass er es verpeilt und dann erst die Stoppeln anzündet, wenn wir schon auf dem Feld seeden. Das ganze sieht dann so aus, mit dem Traktor direkt durch das Feuer! muhahahahaha





Also seeding an sich ist wirklich einfach, Probleme gibt's nur beim wach bleiben, weswegen die Thermoskanne mit Kaffee nicht fehlen darf, und nachts, wenn man in ein neues Feld fährt. Denn dann muss man wieder an der äußeren Grenze entlang fahren und dabei natürlich so nah wie möglich am Zaun bleiben. Und auch wenn man ne Menge Lichter, also ne gute Sicht, nach vorne und hinten hat, fehlen die zur Seite, dh. den Zaun sieht man so gut wie gar nicht. Und so kann es auch schon mal vorkommen, dass man den Abstand falsch einschätzt und kurzerhand den Zaun einreißt..... Oder immerhin verbiegt und beschädigt

Ist mir glaub insgesamt 2 oder 3 mal passiert... Der Chef ist natürlich nicht besonders begeistert davon, aber ist sowas auch schon gewöhnt, wir sind ja nicht die ersten, die während dem seeding Zäune einreißen ...

Johannes hat das ganze aber getoppt :
Er war mit seinem Handy beschäftigt und hat deswegen nicht am Ende vom Feld umgedreht .... Hat also schön weiter gepflügt ins nächste Feld und dabei den Zaun frontal mitgenommen.... So geht's natürlich auch 😃

Manchmal kann das Wetter aber auch ein Problem darstellen. Normalerweise sitze ich ja in der Traktoren Kabine und bekomme somit nicht viel mit von Regen, Wind, Kälte oder Hitze. Leider muss man aber auch bei Regen hin und wieder den Traktor verlassen, um die Maschine zu checken oder nachzufüllen. Das endet dann so: komplett durchgeweicht

Warum ich mich trotzdem freue?

Tja, meine Schicht ist gerade vorbei, dh. auf mich wartet eine heiße Dusche, wohingegen Johannes' Schicht gerade erst begonnen hat 😄
.. Schadenfreude ist ja immer noch die beste Freude.. sorry Johannes :p

Bevor ich es vergesse, eine der besten Sachen am seeding ist außerdem noch, dass ich jeden abend ein Abendessen vorbei gebracht bekomme. Das ist sogar noch besser, weil immer was fleischiges dabei ist. Auf Fleisch verzichten wir sonst eigentlich fast immer - einfach weil es Schweine teuer ist..

4 Wochen, 300 Arbeitsstunden und 4500 Hektar nach Beginn des seedings sind alle Felder bestellt und diese geniale, entspannte Zeit neigt sich dem Ende
Aber auch danach ist die Arbeit noch nicht beendet, denn Aufräumen ist angesagt!

Zum einen müssen die Maschinen, die wir benutzt haben, zuerst per Hochdruck Reiniger gesäubert werden, nur um sie danach wieder in einer Öl Schicht einzuhüllen, was den Korrosionsprozess aufhält; dann werden sie im Schuppen bis zum nächsten Jahr verstaut.
Zum anderen müssen nochmal alle Felder abgefahren und auf große Steine und Wurzeln abgesucht werden, die später die Ernte Maschinen beschädigen könnten.

Das ganze hab ich jetzt einfach mal rocking genannt und es ist ne echt eintönige, nervige und anstrengende Sache


Damit fahren wir also über die Felder, einer vor dem Steuer, ein anderer auf dem Stuhl auf der Seite und dann füllt sich langsam die Ladefläche des Utes mit Steinen und Holz.
Manche Brocken sind aber so groß, dass wir sie nicht per Hand heben können, dh. wir müssen später mit Maschinerie wieder kommen.

Auf dem einen Feld, das sie 'rock' getauft haben(und das macht seinem Namen alle Ehre), ist man gut und gerne 2 Tage beschäftigt.... Und das hat nur 100 Hektar, von den 4500 Hektar, die wir insgesamt bestellt haben also nur ein winziger Anteil..

Glücklicherweise muss ich aber nur ein paar Tage beim rocking helfen und werde danach zum spreaden abgeteilt, also wieder das Verteilen von Dünger auf dem grünen Fendt - Traktor

Und so geht es jetzt jeden Tag und ich bin gespannt, wie lange wir überhaupt noch auf der Farm bleiben und arbeiten können...

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